Stress, Angst und Histaminintoleranz: Wechselwirkungen und Bewältigungsstrategien

Hast Du Dich je gefragt, warum Stress nicht nur Deine Laune, sondern auch Deinen Körper so stark beeinflussen kann? Warum manche Menschen nach stressigen Situationen tatsächlich physische Symptome wie Hautausschläge oder Verdauungsprobleme entwickeln? Die Antwort könnte in einem winzigen Molekül liegen, das wir alle in uns tragen: Histamin. Aber Vorsicht, dieses Molekül ist ein doppeltes Schwert. Es kann sowohl Freund als auch Feind sein, je nachdem, wie gut Sie seinen Einfluss verstehen und steuern können. In den folgenden Abschnitten werden wir den komplexen Tanz zwischen Histamin und dem Stresshormon Cortisol beleuchten — ein Wechselspiel, das weitreichende Auswirkungen auf Ihre Gesundheit haben kann.

Was geschieht in unserem Körper bei Stress und Angst?

Wenn Stress oder Angst ins Spiel kommen, verwandelt sich unser Körper in eine Art Hochleistungs-Maschine, bereit für Kampf oder Flucht. Hormone wie Adrenalin und Cortisol fluten unser System und schalten uns quasi auf „Hochspannung“. Unsere Atemfrequenz schnellt hoch, der Blutdruck steigt — und währenddessen werden einige „sekundäre“ Körperfunktionen wie die Verdauung und das Immunsystem bewusst gedrosselt.

Dies ist kein Zufall, sondern der Ausdruck unseres archaischen „Fight-or-Flight“-Modus, einer physischen Reaktionskette, die unsere Überlebenschancen in gefährlichen Situationen verbessern sollte. In diesem Zustand werden auch die Mastzellen, eine Art Wächterzellen unseres Immunsystems, aktiviert. Das Resultat? Eine Freisetzung von Histamin, einem bioaktiven Molekül, das weitere Kettenreaktionen in unserem Körper auslöst und damit auch eine wichtige Rolle im komplexen Zusammenspiel von Stress, Hormonen und Gesundheit spielt.

Ursachen von Stress und Angst

Stress kann durch viele Situationen ausgelöst werden. Dabei unterscheidet man zwischen äußeren und inneren Faktoren. Zu den äußeren Faktoren zählen Faktoren in unserer äußeren Umgebung wie zum Beispiel Lärm, Hitze, Kälte, Gerüche oder Menschenmengen.

Die Hauptursache von Stress liegt jedoch in den meisten Fällen bei den inneren Faktoren.
Dazu zählen unter anderem:

  • Zeitdruck
  • Leistungsdruck
  • Überforderung
  • Ungelöste Konflikte
  • Innere Ängste
  • Unsicherheit
  • unverarbeitete Traumata

Anders sieht es beim Thema „Ängste“ aus. Die Ursachen von Ängsten sind noch nicht vollständig bekannt, jedoch gibt es einige Faktoren, die eine Rolle bei der Ursache spielen können.

Folgende Faktoren spielen eine Rolle bei der Ursache von Ängsten:

Genetische Faktoren: Häufig liegt die Neigung zu Angstgefühlen in der Familie und ist erblich bedingt. Sie kann allerdings auch durch das Zusammenleben mit ängstlichen Personen erworben werden.

Umgebung: Ängste können ebenso durch verschiedene Arten von Stress wie zum Beispiel dem Ende einer wichtigen Beziehung oder einer lebensbedrohlichen Katastrophe ausgelöst werden.

Psychische Veranlagung: Ein perfektes Beispiel ist das Sprechen vor großen Gruppen. Manchen Menschen macht dies nichts aus und sie sprechen gerne vor großen Gruppen. Andere hingegen haben Angst davor und leiden unter Symptomen wie Furcht, Herzrasen oder Zittern.

Körperliche Erkrankungen: Allgemeine Erkrankungen, die Ängste hervorrufen können, sind zum Beispiel Herzrhythmusstörungen oder Lungenkrankheiten wie Asthma und COPD. Auch Fieber kann bei einigen Personen Angstgefühle verursachen, dies verdeutlicht nochmal, dass die Ängste von Personen sehr individuell sind.

Körperliche Symptome

Stress und Ängste lösen sehr ähnliche körperliche Reaktionen aus. Betroffene von chronischen Stress- oder Angstsituationen haben häufig mit Symptomen wie Magen-Darm-Beschwerden, Verspannungen, Rückenschmerzen, Herzrhythmusstörungen oder auch Atembeschwerden zu kämpfen. Bei dauerhaft latentem Stress können auch Beschwerden wie Flush, Nesselsucht, unreine Haut/ Pickel sowie körperliche und mentale Erschöpfung auftreten.

Der Histamin-Stress-Kreislauf: Ein Teufelskreis für das Immunsystem?

Histamin ist mehr als nur ein Stichwort bei Allergien – Es ist ein wichtiger Botenstoff, der eine zentrale Rolle in einer Vielzahl von Körperfunktionen spielt. Bei einer Stressreaktion wird dieses fein abgestimmte System allerdings durcheinandergebracht. Das Stresshormon Cortisol wird freigesetzt und aktiviert das Nervensystem, das dann Neurotransmitter wie Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin ausschüttet. Diese setzen den Körper in erhöhte Alarmbereitschaft und aktivieren das Immunsystem. Als Reaktion darauf werden Mastzellen, die Histamin speichern, ebenfalls aktiviert und setzen ihren Inhalt frei.

Das ist wichtig, weil Histamin sich an spezielle Rezeptoren im Nervensystem heftet, um den „Sympathikus“ – das ist der Teil des Nervensystems, der für unsere „Kampf- oder Flucht“-Reaktionen verantwortlich ist – zu aktivieren. Dies führt zu einer erneuten Ausschüttung von Adrenalin, wodurch unser Puls steigt und unsere Blutgefäße sich erweitern. Die Konsequenz? Unser neurologisches Stresslevel bleibt erhöht.

Stelle Dir diesen Prozess als einen Kreislauf vor, den wir den „Histamin-Stress-Kreislauf“ nennen. Wenn zusätzlich ein Problem mit dem Abbau von Histamin besteht, bleibt eine erhöhte Menge dieses Botenstoffs für einen längeren Zeitraum im Körper, wodurch der Stresskreislauf aufrechterhalten wird.

Um diesen Kreislauf zu unterbrechen, ist es entscheidend, Stressbewältigungsstrategien zu nutzen. Beispielsweise achtsamkeitsbasierte Entspannungstechniken beeinflussen die Aktivität des autonomen Nervensystems. Sie aktivieren den Parasympathikus, den sogenannten „Ruhenerv“, der den Sympathikus hemmt. Das führt zur Senkung des Blutdrucks und einer allgemeinen Beruhigung des Systems, was wiederum den Histamin-Spiegel im Körper reduzieren kann.

Positiver vs. negativer Stress: Verstehen Sie den Unterschied

Stress ist nicht immer schlecht für uns – Tatsächlich gibt es eine Art von Stress, der als positiv oder „Eustress“ betrachtet wird. Eustress kann uns anspornen, motivieren und uns dabei helfen, Herausforderungen besser zu meistern. Beispiele für Eustress-Situationen könnten die Aufregung vor einer bevorstehenden Hochzeit, die Motivation, eine anspruchsvolle Aufgabe auf der Arbeit zu erfüllen, oder der Adrenalinschub während eines sportlichen Wettbewerbs sein.

Auf der anderen Seite steht „Distress“, der negative Stress, den die meisten von uns vermeiden möchten. Distress kann körperliche und psychische Gesundheitsprobleme verursachen und tritt häufig in Situationen auf, die als belastend oder bedrohlich empfunden werden. Beispiele für Distress könnten ständige Arbeitsüberlastung, familiäre Konflikte oder wiederholte gesundheitliche Probleme sein.

Wichtig ist, den Unterschied zwischen Eustress und Distress zu erkennen und zu verstehen, wie man mit beiden Arten von Stress umgeht. Während Eustress als treibende Kraft dienen kann, ist es entscheidend, Strategien zur Bewältigung von Distress zu entwickeln, um dessen negativen Auswirkungen entgegenzuwirken.

In Bezug auf Histamin ist interessant zu bemerken, dass sowohl positiver als auch negativer Stress zu einer Mastzellaktivierung und Ausschüttung führen können. Daher ist es besonders wichtig, effektive Stressmanagement-Strategien zu entwickeln, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden.

Der Weg zur Ruhe: Entspannungstechniken gegen Stress

Falls Du häufig unter Stress- oder Angstsituationen leidest, haben wir ein paar Tipps für Dich zusammengestellt, mit denen Du Dein Wohlbefinden steigern und Deine Gesundheit positiv beeinflussen kannst.

Atemübungen: Als Atemübung können wir Dir die 4-7-8 Atmung empfehlen, Du kannst sie problemlos im Bett durchführen. Dies hat den Vorteil, dass Du danach direkt einschlafen kannst. Als erstes musst Du darauf achten, dass Deine Zunge während der gesamten Übung die Erhöhung direkt hinter den Vorderzähnen berührt. Dann solltest Du die komplette Atemluft geräuschvoll durch den Mund ausatmen. Als nächstes den Mund schließen und durch die Nase einatmen, dabei innerlich bis 4 zählen. Danach den Atem anhalten, während Du innerlich bis 7 zählst. Am Ende die komplette Atemluft durch den Mund ausatmen und innerlich bis 8 zählen. Wenn Du diese Übung 4-Mal durchgeführt hast, wirst Du Dich bestimmt entspannter fühlen.

Entspannungsverfahren: Als Entspannungsverfahren können wir Dir das Autogene Training (AT) oder die Progressive Muskelrelaxatation (PMR) empfehlen.

EFT-Klopfakkupressur: Die Klopfakkupressur ist eine Selbsthilfemaßnahme, welche der Bewältigung von Stress, Ängsten und Selbstzweifeln dient. Im Verlauf der Anwendung verbessern sich nicht nur oft die seelisch belastenden Zustände, sondern auch chronische körperliche Beschwerden.

Beruhigende Mantras: Ein Mantra befreit häufig von negativen Gedanken, erweitert das Bewusstsein und aktiviert die Chakren. Im Yoga wird es häufig vor oder nach der Praxis fortlaufend wiederholt.

Alltag neu strukturieren: Indem Du Deinen Alltag neu strukturierst, kannst Du mehr Erholungsphasen einbauen und dadurch Dein Wohlbefinden deutlich erhöhen.

Unser Fazit: Stress und Angst als Doppelherausforderung für Körper und Geist

Stress und Ängste sind mehr als bloße Emotionen – Sie sind komplex verwobene biochemische und psychologische Prozesse, die sich auf unsere körperliche und geistige Gesundheit auswirken. Von der Ausschüttung diverser Hormone bis zur Aktivierung von Mastzellen und dem Histamin-Stress-Kreislauf – unser Körper reagiert auf Stress in einer alarmierend komplexen Weise.

Während positiver Stress (Eustress) uns in bestimmten Situationen zu Höchstleistungen anspornen kann, hat negativer Stress (Distress) das Potenzial, sowohl kurzfristig als auch langfristig Schaden anzurichten. Distress kann zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen führen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen und sogar Störungen des Immunsystems.

Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen ist es unerlässlich, bewusste Strategien zur Stressbewältigung und emotionalen Regulation zu entwickeln. Techniken der Achtsamkeit, Entspannungsübungen und ein umfassendes Verständnis der Stressauslöser können uns dabei helfen, einen ausgeglicheneren und gesünderen Lebensstil zu führen.

Denke daran: Ein Leben ohne Stress ist weder realistisch noch wünschenswert, denn auch Stress hat seine guten Seiten. Es geht vielmehr darum, ein Gleichgewicht zu finden und die Fähigkeit zu entwickeln, Stress und Ängste in konstruktive Bahnen zu lenken.

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